„Was können wir tun,
was kann Kirche tun,
weltweit und vor Ort, in Laupheim?“
„Ich hätte ja glatt die falschen Sachen mit auf die Flucht genommen“,
es sind viele, die aus dem Truck kommen und sagen, sie haben sich für eine Flasche Wasser, für Essen und gegen die Zeugnisse, den Pass entschieden.
Ich betrete den Truck und trete ein in eine komplett andere Welt (und doch ist es die Eine Welt), bin für zehn Minuten Sara, das Mädchen, dessen Karte (und Geschichte) ich gezogen habe. Als 16-Jährige überlege ich mir also, was ich mitnehme auf die Flucht, treffe Vorkehrungen und andere Flüchtende. In den verschiedenen Räumen des Trucks durchlaufe ich dann multimedial verschiedene Stationen, erlebe Angst, Leid, Tod und Hoffnung.
Drei Tage, von Montag bis Mittwoch, steht der Missio-Truck in unserer süddeutschen Kleinstadt, und alle unsere Neuntklässler zogen eine Karte und waren Samuel, Ntumba, Christian und Eric oder (wir Mädchen) Irene, Faron, Christelle und Sara. Junge Menschen aus dem Kongo, Schüler, Aushilfen, Taxibusfahrer, Markthändler, Studenten, acht dieser 4,7 Millionen fliehenden Kongolesinnen und Kongoleser, übrigens fast alles sogenannte Binnenflüchtlinge, also solche, die ihr Land, den Kongo, nicht verlassen.
Etwa 70 Millionen Menschen sind derzeit weltweit auf der Flucht (Einwohnerzahl Deutschland: ca. 83 Millionen), 200 Millionen, so lautet die Prognose an einer Info-Tafel im Truck, werden es wohl in gut dreißig Jahren, anno domini 2050, sein, allerdings einzig aufgrund von Überschwemmungen. Menschen werden zudem fliehen vor Krieg, Hunger, Gewalt, anderen Naturkatastrophen, eben dem Klimawandel bzw. dessen Folgen, aus religiösen Gründen, aus Intoleranz, Hass und Unmenschlichkeit.
Im Laupheimer Rathaus hörten wir von dem Zusammenhang von Kongo, Krieg und unseren Handys, wir hörten von „Goldkindern“ (in den Minen unter der Erde) und „Konfliktmineralien“ (ebd.), von der „Blutmineralie“ Coltan und Tantal, diesem schweren Metall, das aus Coltan gewonnen wird und heutzutage im Handy ebenso steckt wie im Thermomix und nahezu jedem elektronischen Gerät.
„Ist eine Gegend reich an Mineralien, an Gold, Coltan, Zinn, Wolfram, ist sie reich an Konflikten, reich an Blut“, so eine Mitarbeiterin von missio.
Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Ein Schüler stellte die Frage: „Warum schießen die in den Dörfern nicht zurück? Haben die keine Waffen, so wie die Rebellen?“
Und, stellvertretend für uns alle, fragte eine andere Schülerin: „Wie kann man helfen?“