Am Donnerstag den 07.04. fuhr die Nachhaltigkeits-AG zur Hochschule Biberach, um einen Vortrag über die Auswirkungen des Ukraine Krieges in Bezug auf die Energiemärkte zu besuchen.
Seit über vier Wochen herrscht der Krieg gegen die Ukraine. Viele Ukrainer verloren bereits ihre Heimat und ihnen nahestehende Personen. 4,5 Millionen Frauen und Kinder flohen schon vor dem Krieg und weitere Millionen Flüchtlinge werden erwartet.
Um Druck auf Russland auszuüben, wurden bereits massive Sanktionen gegen Russland verhängt und weitere sind in Planung. Doch die Auswirkungen des Krieges sind auch bei uns schon deutlich zu spüren.
Zu Beginn der Vorlesung erklärte Dr. André Bleicher wie der Zwiespalt zwischen dem Westen und dem „System Putin“ entstand. Wie konnte es zum Krieg kommen und wie gelangten wir in eine derartige Gewaltspirale ohne dass wir es frühzeitig gemerkt haben?
Laut Herrn Bleicher wurden die von Putin ausgesandten Zeichen und seine Symbolpolitik zu lange ignoriert. So erwähnte Putin in den letzten Jahren immer öfters den russischen, faschistischen Philosophen Iwan Iljin. Iljins Ansichten über Russland prägten Putins Ansicht, wie Russland nach dem Zusammenbruch des Kommunismus aussehen sollte. So erfordere es starke Männer an der Spitze des Landes. Außerdem würden imperialistische Nachbarn versuchen Russland zu unterdrücken.
Zudem hat der rechtsnationale russische Denker Alexander Dugin großen Einfluss auf Putin. Dugin sorgte dafür, dass in den vergangenen Jahren die neu-eurasische Ideologie an Einfluss gewann, die den Kampf zwischen Osten und Westen als Kampf zweier Zivilisationen ansieht.
Im Folgenden referierten Dr. Katrin Schaber und Dr. Stefan Ulreich über die Folgen des Krieges auf den Energiemarkt. Diese Auswirkungen des Krieges sind auch schon jetzt für den privaten Verbraucher spürbar. So sind etwa Preise für Sprit, Heizen oder Lebensmittel in den letzten Wochen extrem gestiegen.
Dies hängt mit der starken Abhängigkeit Deutschlands im Energiesektor zusammen. So kommt über 50% des deutschen Gas- und Kohlebedarfes aus Russland. Besonders Erdgas ist ein sehr wichtiger Energieträger, da er über Pipelines oder LNG gut transportierbar ist und saisonal gespeichert werden kann. Die Gaspreise steigen seit Mitte 2021 rasant an und noch ist kein Ende der Preisfluktuation in Sicht. Erdgas benötigen wir in Deutschland vor allem in der Industrie, in Haushalten, im Dienstleistungssektor und in der Stromerzeugung.
Aufgrund der politischen Lage muss Deutschland unabhängig von russischen Energielieferungen werden. Deshalb ist es wichtig, die erneuerbaren Energien auszubauen, sowie den Energieverbrauch zu senken. Zudem können Kohlekraftwerke ihre Produktion steigern, um mehr Strom herzustellen. Dabei muss man jedoch auch die negativen Konsequenzen wie die erhöhten CO2 Emissionen beachten. Als privaten Verbraucher braucht man sich zunächst keine Sorgen zu machen, dass einem das Gas ausgeht und es kalt in der Wohnung wird. Allerdings steigen die Energierechnungen gerade rasant und bei einem kleinen Verdienst sollte man Geld sparen für die nächste Stromrechnung. Während die letzten Jahre der durchschnittliche Haushalt eine Energierechnung von 300 Euro zahlen musste, sind es nun schon etwa 450 Euro jährlich. So sollte man also auch als Privatperson Energie sparen. Sei es das Absenken der Raumtemperatur oder das schnelle Duschen. Es trägt dazu bei, dass weniger Energie verbraucht wird, die an anderen Stellen dringend gebraucht wird. Besonders für die chemische Industrie ist die Energie unverzichtbar. Für wichtige Prozesse, wie zum Beispiel die Kunststoff- oder Düngemittelherstellung, wird viel Energie benötigt. Dünger sind unentbehrlich für die Landwirtschaft und ohne künstlich hergestellte Dünger könnte nicht genug Nahrung hergestellt werden, um die Weltbevölkerung zu ernähren.
Es ist also unausweichlich, in allen Bereich die Effizienz der Energienutzung zu steigern und die Last möglichst gleichmäßig zu verteilen.
Auf Grund der aktuellen Energieprobleme gewinnt die Versorgungssicherheit und die Gewährleistung der Energiebeschaffung bei der Standortwahl eines Unternehmens an Bedeutung. Zudem sorgen sich Experten, dass Deutschland die Wettbewerbsfähigkeit verliert und immer weniger Geld für Forschung und Klimaschutz ausgegeben werden kann. Herr Ulreich sprach aus diesem Grund von einem drohenden Verlust des Bruttosozialprodukts von 2 – 10 %.
Trotz aller Sorgen gibt Katrin Schaber am Ende ihres Vortrags einen Lichtblick, indem sie meint, dass der größte Teil des russischen Gases kurzfristig ersetzbar ist.
Der Abend erwies sich also als sehr interessant und der Weg nach Biberach hat sich gelohnt.