Bei sommerlichsten Temperaturen verwandelten am Dienstag, 11. Juli 72 als Götter verkleidete Unterstufenchor-Schülerinnen und -Schüler des Carl-Laemmle-Gymnasiums mit dem Musical #Olymp von Matthias Heidweiler unter der Leitung von Martina Gruber-Pfohl das Atrium in den gleichnamigen Götter-Himmel.
Apollon (Katharina Despotopolous), Nike (Hanna Lürken) und Hestia stellen irritiert fest, dass die Menschen ihnen keine Opfer mehr zu bringen scheinen. Der Götterbote Hermes (Veit Skrzypek, rasant unterwegs mit einem Skateboard) wird zur Erde geschickt, um den Grund für die Verhaltensänderung der Menschen herauszufinden. Mit einem kleinen Kästchen kommt er zurück. „Damit beschäftigen sich die Menschen Tag und Nacht“ erklärt er den ratlosen Göttern, „Sie nennen es Handy“. Im gleichnamigen Lied gibt der Götter-Chor, begleitet von Sophia Pfohl und Vivienne Hartwich am Klavier, die sich die Stücke aufgeteilt hatten, den Rat: „Fragt doch die Kinder“. Beredt erklären Pauline (Emma Westenberger) und Steffi (Emilia Steinhagen) in witzigen Dialogen, wofür solch ein iPhone 4 (Ei von vier?) gut ist und was man damit machen kann.
Schnell wollen (fast) alle Götter solch ein Wunderding haben. Die beiden Kinder bestellen bei den Amazonen (dargestellt vom Mittel-/ Oberstufenchor in schwarzer Kleidung und bekanntem Logo), die auch mit dem „Prime-Service“ prompt liefern und mit zwei Pop-Songs (Leitung: Andrea Schöttler) den Göttern und insbesondere Dionysos (Lukas Schmutz), der gerne Trinklieder singt, Lust auf Youtube-Videos machen. Begeistert steigen die Götter in die neue Welt ein: Unter Poseidon.com (der gleichnamige Gott wird von Samuel Ege dargestellt, der zuerst verständnislos sein Fischernetz als Internet-Verbindung anbietet) entsteht ein Plattform für Wassersportaktivitäten, die besonders die Götterkinder anspricht und diese zu einem anmutigen Meerestanz animiert. Aphrodite (Melina Kremer) bietet – kommuniziert durch ein Riesen-Handy – einen Beauty-Blog an und Herkules (Lukas Osigus) wirbt mit einem coolen Rap für Body-Building.
Begeistert von den vielfältigen Möglichkeiten des Internets konnten sich Götter und Publikum in einer Pause stärken, bevor nach der Pause das Unheil seinen Lauf nahm: Fünf Tagesschausprecher (Emanuel Beck, Jonas Pfohl, Lukas Winghart und Paul Zoller) berichten von dramatischen Ereignissen wie riesigen Erdbeben, meterhohen Wellen, unkontrollierbaren Meereswirbeln und Strömungen, seltsamen Anstürmen auf die Standesämter und übertriebenem Fitness-Wahn. Der Grund wird schnell klar: Betört von der neuen Technik kümmern sich die Götter nur noch um ihre Neuanschaffungen und vernachlässigen ihre eigentlichen Aufgaben. So lässt Atlas (Tim Schwenk), abgelenkt durch seine Handynutzung, immer wieder seine Erdkugel fallen und erzeugt somit die Erdbeben. Auch Zeus, der Göttervater (amüsant verkörpert von Hugo Weber), der dem Ganzen Einhalt gebieten könnte, beschäftigt sich viel lieber mit den neuen Möglichkeiten des Internets („Ich bin so gern bei Parship, ein reich gedeckter Tisch“), ganz zum Missfallen seiner resoluten Gattin Hera (Katharina Magg, „vor keiner macht er Halt“) .
Weitere negative Seiten der Internetnutzung wie aufgebrauchtes Datenvolumen, leere Akkus, volle Speicher und hängende Lieblings-App besingen verzweifelt Demeter (Lore Posch), Helios (Jana Laur) und Artemis (Johanna Müller), unterstützt vom ständig präsenten Chor, der mal im Wechsel, mal in Form von Call-and-response oder einer weiteren Stimme mit den zahlreichen Chor-Solisten interagiert. Narziss mit Selfie-Stick und seiner Eitelkeit, dargestellt von Lilian Raschdorf, ist neben anderen ein gefundenes Fressen für Eris, die Göttin der Zwietracht (Ella Kötter). Als diese nun mit gefaketen Fotos und unter falschem Namen veröffentlichten peinlichen Stories gekonnt Unfrieden stiftet, reicht es den Göttern („Das nervt total, das Ding muss weg“). Sie rufen die weise Göttin Athene (Maxima Simmendinger), die sich als einzige nicht auf die neue Technik eingelassen hat, um Rat an. Ihr Vorschlag („Werft die Handys in die Unterwelt“) versetzt den Göttern jedoch einen gehörigen Schrecken. Am Ende einigen sie sich darauf, dass sie Handyregeln einführen, damit niemand mehr seine Arbeiten und Aufgaben vernachlässigt. Im Schluss-Stück gab der begeisterte Chor dem Publikum einen Hinweis auf #Olymp, worunter jeder auch zu Hause noch mehr von der Götterwelt erfahren kann. Vor dem Nachhauseweg dankte jedoch das zahlreiche Publikum den jungen Akteuren mit lang anhaltendem kräftigen Applaus.
(Text: A. Schöttler; Bilder: Westenberger / Steinbach)