Im Rahmen des Europatages am 9. Mai besuchte Astrid Dentler, Mitarbeiterin im Generalsekretariat der EU-Kommission, das Carl Laemmle Gymnasium. Dort hatte sie im Jahr 2002 ihr Abitur abgelegt. Ganz direkt verlief der Weg vom Abi am CLG in die europäische Hauptstadt nicht. „In meiner Familie hat Politik aber schon immer eine Rolle gespielt“, erzählte die Mietingerin den Schülern der 10. Klassen. Deshalb studierte sie zunächst Politik mit einem Schwerpunkt auf Europapolitik in Tübingen und London. Dann ergab sich ein Praktikum bei der Europäischen Kommission und im Anschluss folgte gleich darauf noch eines bei einem Europaabgeordneten. So verschlug es sie nach Brüssel, wo sie nun schon seit 2007 lebt. Dort war sie in verschiedenen Funktionen für die EU tätig und wurde 2019 EU-Beamtin. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind ein Spiegelbild vieler spannender Politikfelder, die die Europäische Union die letzten Jahre bewegte und bewegt: Zunächst war ihr Schwerpunktbereich die Migrationspolitik in Europa. Bei einer politischen Fraktion im EU-Parlament fungierte sie dann als Beraterin für die Bereiche Binnenmarkt sowie Wirtschafts- und Währungsunion. Anschließend wurde sie ins Kabinett der kroatischen EU-Vizepräsidentin Dubravka berufen und arbeitete mit an der Konferenz zur Zukunft Europas, wo vor allem die Beteiligung von Bürgern, insbesondere junger Menschen, Thema war. Mittlerweile, so schloss Astrid Dentler ihre Vorstellung ab, ist sie im Generalsekretariat der Kommission gelandet – ein Dienst, der der Kommissionspräsidentin von der Leyen untersteht und mit seinen politischen und inhaltlichen Koordinierungsaufgaben in etwa mit dem Kanzleramt vergleichbar ist.
Mit einigen interaktiven Elementen fragte die ehemalige CLGlerin das Wissen über und die Interessen der Zehntklässler an der EU ab. Sie stellte das Institutionengefüge vor und warb mit dem Hinweis auf die im nächsten Jahr wieder anstehenden EU-Parlamentswahlen für die politische Beteiligung der Jugendlichen. Am Beispiel der „EU-Taxonomie“ erläuterte die EU-Mitarbeiterin dann die Entscheidungsfindungsprozesse in der EU. Hinter der so genannten Taxonomie verbirgt sich unter anderem eine sehr heikle Umwelt- und Energiefrage, nämlich wer bzw. wie bestimmt wird, ob nun Atomenergie oder auch Gas als nachhaltige Energieträger gelten.
Im Gespräch mit den Schülern verdeutlichte sie eindrücklich, wie komplex und kompliziert Beschlüsse auf EU-Ebene angesichts der vielen nationalstaatlichen Interessen sind und welche anderen Themen eben auch noch in diese Frage hineinspielen. Besonders interessiert zeigten sich die Zehntklässler an ihrer täglichen Arbeit in Brüssel. Frau Dentler warb mit Nachdruck für ihre berufliche Laufbahn und wies auf die interessanten Aufgaben und Themen ihrer Tätigkeit hin. Aber auch darauf, dass man angesichts von Nachtsitzungen und langen Arbeitstagen, „schon mit Herz und Seele dabei sein müsse.“