„German Nazi Death Camp Konzentrationslager Auschwitz“

Schulinterne Wanderausstellung bringt Schülerinnen und Schülern die Geschichte um das Konzentrationslager Auschwitz nah.

„Geschichte passt selten in Kästchen“. Dies sagte vor einigen Jahren einmal mein Geschichtslehrer und meinte damit wohl, dass sich die Ereignisse der Historie für ein gutes Verständnis nur schwer auf einen kleinen abgegrenzten Raum komprimieren ließen, zu komplex und vielfältig seien die Zusammenhänge und gegenseitigen Abhängigkeiten.

Ausstellung „German Nazi Death Camp Konzentrationslager Auschwitz“ am Carl-Laemmle-Gymnasium Laupheim

Lässt sich Geschichte folglich also auf Plakate projizieren? Seit einiger Zeit dürfen sich Schülerinnen und Schüler des Carl-Laemmle-Gymnasiums Laupheim u.a. mit dieser Frage auseinandersetzen. Grund dafür ist eine, seit neuestem unterhalb der Aula in einem Klassenzimmer aufgebaute Geschichtsausstellung mit dem Titel „German Nazi Death Camp Konzentrationslager Auschwitz“. Auf Quellen und verschiedensten Materialien des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau basierend, präsentieren die zahlreichen Infotafeln die wichtigsten geschichtlichen Inhalte zum Konzentrationslager (K.L.) Auschwitz.
Im Vordergrund stehen hierbei die Motivation für die Gründung des Lagers sowie politische Hintergründe. Verschiedene Formen der Vernichtung, Lebens- und Beschäftigungsbedingungen der Häftlinge, Widerstände und von außen gebotene Hilfeleistungen – auf all diese Dinge nimmt die Ausstellung Bezug. Separate Schautafeln gehen zusätzlich näher auf einzelne Opfergruppen des Konzentrationslagers, wie Frauen, Kinder, sowjetische Kriegsgefangene oder Sinti und Roma ein. Ergänzt werden die Informationstexte der Wanderausstellung – sie wird das CLG nach einigen Wochen wieder verlassen und an einer anderen Schule aufgebaut werden – durch zahlreiche Fotos und erhaltene Dokumente, wie auch Aussagen von Zeitzeugen und Betroffenen.

Das Konzentrationslager Auschwitz steht mittlerweile in seiner Funktion als Konzentrations- und Vernichtungslager in gewisser Weise sinnbildlich für das Schicksal der europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg. Infolge des Angriffes Nazi-Deutschlands auf Polen im September 1939 und der daraus resultierenden Niederlage der Polen wurden die polnischen Westgebiete in das Deutsche Reich eingegliedert, darunter auch die Stadt Oświecim, welche, wie auch das Lager, den Namen Auschwitz bekam. Das K.L. Auschwitz avancierte nach mehreren Ausbauten mit der Zeit zum größten aller im Dritten Reich erbauten Konzentrationslager.
Der Beginn der Lagerzeit wird auf den 14. Juni 1940 datiert, der Tag, als 728 polnisch politische Gefangene ins Lager gebracht wurden. Bis Mitte des Jahres 1942 stellten die polnischen Gefangenen die Mehrheit im Konzentrationslager Auschwitz dar, ehe die Nationalsozialisten die Juden in Massentransporten ins K.L. Auschwitz deportierten. Insgesamt wurden in den Jahren 1940-1945 ca. 1,3 Millionen Menschen nach Ausschwitz gebracht, davon 1,1 Millionen Juden – die geschätzten Todeszahlen liegen heute bei ca. 1,1 Millionen Menschen. Im vergangenen Jahr jährte sich die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar zum 75. Mal.

Wie oben schon beschrieben gibt die Ausstellung gerade über die Lebensbedingungen und Alltäglichkeiten im K.L. Auschwitz Aufschluss: Exekutionen, Lagerstrafen, geringe Verpflegung, Gaskammern, Raub, Krankheiten, Sterblichkeit.
Ein Beispiel; ein auf einer Infotafel abgedrucktes Zitat von Lejb Langfus, eines Häftlings des Sonderkommandos: „Es wurden so viele hineingepresst, [wie nur ging]. Schwer sich vorzustellen, dass in einem so kleinen [Raum] so viele Menschen Platz fanden. Derjenige, der nicht hingehen wollte, wurde […] erschossen oder von Hunden zerfleischt. […] Dann wurden alle Türen hermetisch verschlossen und durch eine kleine Luke in der Decke Gas hineingeworfen. Die im Inneren eingesperrten Menschen konnten schon nichts mehr tun. Also schrien sie nur mit bitterlich kläglichen Stimmen. Andere klagten mit Stimmen voll Verzweiflung, noch andere schluchzten krampfhaft und es erhob sich ein grauenvolles Weinen.“

Ausstellung „German Nazi Death Camp Konzentrationslager Auschwitz“ am Carl-Laemmle-Gymnasium Laupheim

Auch wir besuchten, mit Stift und Block in der Hand, im vergangenen Schuljahr als Geschichte-Leistungskurs für eine Doppelstunde die Ausstellung. Was mir persönlich besonders hängen geblieben ist? Wenn ich mich entscheiden müsste, wären es wohl die Fotografien der Menschen aus dem K.L. Auschwitz, an welchen pseudomedizinische Experimente durchgeführt wurden; ein schockierender Anblick.
Die anschließende Diskussionsrunde im Klassenzimmer hatte von einer Frage, ob dieses Thema auch in der nächsten Klausur dran käme, bis hin zu positiver wie negativer Kritik vieles zu bieten: Die Ausstellung gebe einen guten Überblick und zeige anschaulich, verständlich und übersichtlich die historischen Ereignisse auf; die zahlreichen Original-Dokumente würden den besonderen Reiz ausmachen; die ein oder andere Quelle sei ein wenig zu klein geraten, um beispielsweise genaue Protokolle aus dem Konzentrationslager lesen zu können.
Was sich bei mir selbst und ebenso in weiteren Gesprächen mit Mitschülern zeigte: Unsere Generation ist weit weg vom Krieg und wir haben auch kaum noch durch Verwandte einen direkten Bezug zum Zweiten Weltkrieg. So mag es vielleicht sehr schwer sein, sich in die Zeit zu versetzten und sich die Grausamkeit vorzustellen. Dies ist aber wohl auch ein weiterer Grund, warum die Ausstellung gerade für uns eine hohe Bedeutung hat, um zu erinnern; auch wenn sie vielleicht keinen so beklemmenden Eindruck erzeugt, wie es bei Menschen der Fall gewesen wäre, die direkt vom Krieg betroffen waren.

Um zurück zum Anfang zu kommen: Ja, Geschichte passt vermutlich selten in Kästchen. Auf gut gemachte Plakate schon eher. Und dennoch wird auch die Ausstellung des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau uns allen (gottseidank) nur in Ansätzen die Grausamkeit offenlegen, doch scheint gerade das Bewusstsein darüber sowie das „Nicht-Vergessen“ von größter Wichtigkeit – insbesondere für uns junge Generation, für die jene schulinterne Ausstellung vorgesehen ist.

(Frederic Schenkel, Kursstufe 2)