Groß gebaut, schwarzer Anzug, Krawatte und Sonnenbrille – so stellt man sich einen amerikanischen Musikmanager von Bands, wie „Journey“, „Europe“ und „Mr. Big“ vor. Doch der Mann, der am 22.03.2019 unser Klassenzimmer betrat war anders, positiv anders… Sandholm „Sandy“ Einstein war bodenständig, trug Freizeitkleidung und war vor allem neugierig auf uns. Der in San Francisco lebende Amerikaner kam während einer privaten Reise durch Deutschland mit seiner aus Japan stammenden Frau zu uns ans CLG.
Er verabredete sich mit der Klasse 10a im Rahmen des Englischunterrichts, um sich mit uns über die Vergangenheit seiner Familie und Carl Laemmle auszutauschen. Dadurch wollte er einerseits seine Dankbarkeit gegenüber Carl Laemmle ausdrücken. Andererseits wollte er uns die Möglichkeit geben, mehr über das politische Engagement des Universalgründers zu erfahren bzw. über seine Rettungsaktion von ca. 300 Juden, mit darunter Sandy Einsteins Vater.
Sandy Einstein hat Carl Laemmle sein Leben zu verdanken, da sein eigener Vater während der Judenverfolgung in Deutschland durch Laemmle die Möglichkeit bekam, nach Amerika auszuwandern. Dabei übernahm Carl Laemmle die Bürgschaft für die Einreise und ließ ihn über ein Jahr lang bei sich zu Hause wohnen.
Seinem Sohn Sandy erzählte der Vater jedoch fast nichts über die Zeit seiner Flucht in die Vereinigten Staaten. Nach seinem Tod begab Sandy Einstein sich daher auf die Suche nach seinen Wurzeln und fand heraus, dass er Verwandte in Deutschland hatte, die allerdings nicht mehr lebten. Seine Tante ist beispielsweise im Konzentrationslager Riga gestorben. Seit diesem Zeitpunkt ist sein großes Interesse an der Heimat seines Vaters und Carl Laemmle entstanden.
Durch seine ehrliche, emotionale und offene Art zu erzählen weckte Sandy Einstein das Interesse der Schüler und daraus entstand ein lebhaftes Gespräch über die Vergangenheit und Zukunft. Es wurden sowohl Fragen über die Zeit des Nationalsozialismus, als auch über Sandy Einsteins persönlichen Lebensweg diskutiert. So erfuhren wir, dass er bis heute noch Kontakt zu Carl Laemmles Nachfahren hat und versucht, dessen Geschichte einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Je länger wir uns mit Sandy Einstein auf Englisch unterhielten, desto entspannter wurde die Gesprächsatmosphäre und wir trauten uns, immer mehr (auch persönliche) Fragen an ihn zu stellen. Das amerikanische Englisch stellte dabei keine Hürde dar. Am Ende der Veranstaltung sprachen wir mit ihm sogar über den amerikanischen Präsidenten Donald Trump und stellten fest, wie wichtig es ist, dass sich auch heute Musiker, Künstler oder Filmemacher politische engagieren.
Und ein Abschweifen in die kulinarischen Eigenheiten Deutschlands sorgte für einige Lacher im Klassenzimmer. Essen wir wirklich immer „Spätzle“ und „Schnitzel“? Doch Sandy Einstein ist kein strenggläubiger Jude. Er isst nicht koscher und es scheint, als ob er „Schnitzel“ durchaus auch ganz lecker fand. Zum Schluss wurden Gruppenfotos geschossen und Sandy Einstein gab uns noch eine Lebensweisheit mit auf den Weg:
Do what you want to – but if you do it, then do it with passion!
Text: Benedikt Bommer, Christiane Brenner, Assunta D´Ettorre, Julia Huynh, Christoph Linder (10a)