Alles können die Roboter nicht übernehmen – Diskussionsveranstaltung zur Digitalisierung der Arbeitswelt

„So schnell geht das alles nicht und nicht alles ist neu“, beruhigten Petra Wassermann von der IG Metall und Hans-Jürgen Zimprich vom Verband Südwestmetall gleich zu Beginn.

Unter dem Titel „Übernehmen die Roboter?“ hatte der Wirtschaftskurs der Kursstufe 2 in den Viertelskreis des CLG eingeladen, über die Chancen und Gefahren der so genannten Industrie 4.0. zu diskutieren. Fast 60 Schüler aus den CLG-Wirtschaftskursen und der Nachhaltigkeits-AG von Herr Maier sowie Eltern und Lehrer interessierten sich für diese aktuelle und wohl auch zukünftig viel diskutierte Fragestellung. Die Veranstaltung bildete zugleich den Auftakt zum VHS-Themenschwerpunkt „Zukunft“ und fand in Kooperation mit Frau Zolper von der VHS Laupheim statt.

Diskussion im ViertelskreisNachdem die beiden Moderatoren Simon Hoffer und Alexander Wenger die beiden Gäste nach ihren ersten persönlichen Erfahrungen mit Digitalisierung befragt hatten, schilderten diese ihre Beobachtungen vom Wandel der Arbeitswelt in den Unternehmen der Region. Beide waren sich einig, dass es sich um eine neue Phase der industriellen Entwicklung handelt, denn in der Industrie 4.0. kommunizierten Menschen, Maschinen und Werkstücke über das Internet permanent miteinander. Die Digitalisierung werde tiefgreifend viele Bereiche von Wirtschaft, Gesellschaft und täglichem Leben verändern und große Auswirkungen auf die Qualität und Quantität von Arbeitsplätzen haben. Dennoch, betont Frau Wassermann, müsse man darauf hinweisen, dass Veränderungen in der Arbeitswelt ein sich ständig vollziehender Prozess seien und Automatisierung schon seit vielen Jahrzehnten ein Thema ist. Eine völlige Ersetzung menschlicher Arbeitskraft durch Roboter erwarte sie nicht, denn Digitalisierung müsse schon auch Sinn machen und sich für die Unternehmen rechnen. „Bei der Herstellung eines Kranes werden wir noch lange Facharbeiter sehen, die schweißen und anpacken können.“ Auch Herr Zimprich wies darauf hin, dass man sich in der Region glücklich schätzen könne, dass man viele sehr gut aufgestellte Unternehmen im industriellen Sektor habe, diese seien von der Digitalisierung nämlich weit weniger betroffen als Betriebe im Dienstleistungssektor. „Sie brauchen sich keine Sorgen machen“, wandte er sich an die anwesenden Schüler, „unsere Unternehmen brauchen Sie.“ Gewerkschafterin Petra Wassermann sieht die Unternehmen hier aber auch in der Pflicht, denn um die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Betriebe und damit auch die Arbeitsplätze in der Region zu sichern, sei es Aufgabe der Wirtschaft die Belegschaften für die neuen Herausforderungen der digitalen Berufswelt zu qualifizieren und berufliche Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bereit zu stellen.

Über die positiven Möglichkeiten und die Chancen fortschreitender Digitalisierung sind sich Arbeitnehmer und Unternehmer weitgehend einig: gesteigerte Produktivität, flexiblere Abläufe und mobiles Arbeiten. Die daraus resultierenden Folgen und Gefahren der Entwicklung ließen aber deutliche Differenzen zu Tage treten. So schätzten Frau Wassermann und Herr Zimprich die sozialen und volkswirtschaftlichen Folgen unterschiedlich ein. Mit welchen Maßnahmen man einer durch zunehmend unsichere Beschäftigungsverhältnisse drohenden Ungleichheit entgegenwirken könne, wollten die Schüler wissen. Während Frau Wassermann vor der Zunahme atypischer Beschäftigung warnte und darauf hinwies, dass das Arbeitstempo in den Betrieben und der Druck auf die Arbeitnehmer auch durch die zunehmende Digitalisierung ständig steige, betonte Herr Zimprich eher die Chancen, welche die digitale Arbeitswelt zukünftig für die Arbeitnehmer bereit halte. Aus Sicht der Gewerkschaft müssten die bevorstehenden Veränderungen durch bessere staatliche Sozialpolitik flankiert werden: bessere Unterstützung für Kinder aus benachteiligten Familien und kostenlose Kita- und Kindergartenplätze seien ein Muss. Man dürfe weder den Staat noch die Unternehmen finanziell überlasten, erklärte hingegen Herr Zimprich auf Nachfrage der Schüler.

In ihren Abschlussplädoyers wiesen beide darauf hin, dass es gemeinsame Aufgabe des Staates, der Unternehmer und der Gewerkschaften sei, die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Gestaltung der digitalen Herausforderungen zu schaffen. Die Voraussetzungen hierfür seien im Oberschwäbischen gut, waren sich die beiden Gäste abschließend einig, die dann mit viel Applaus von den beiden Moderatoren verabschiedet wurden.