Schüler entdecken die Welt der Biotechnologie und entwickeln Mini-Biogasanlagen

Wärme erzeugen mit solaren Luftkollektoren, Brücken planen, bauen und belasten, Wasserräder entwickeln und umsetzen: Das waren die Projekte der Biberacher Schüler-Ingenieur-Akademie in den vergangenen Jahren. Im aktuellen 10. SIA-Jahr haben sich die Veranstalter etwas Neues einfallen lassen und so tauchten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler aus dem Pestalozzi-Gymnasium Biberach, dem Carl-Laemmle-Gymnasium Laupheim und dem Gymnasium Ochsenhausen in die Welt der Biotechnologie ein, konkret: in die Thematik Biogasanlage.

Bei der nun stattfindenden Abschlusspräsentation stellten die Teams ihre Entwicklungen vor: Entstanden sind drei Anlagen im Labormaßstab, die nicht nur völlig unterschiedlich aussehen, sondern auch tatsächlich unterschiedlichen Ansätzen folgen. Jede Schülergruppe wird innerhalb der Schüler-Ingenieur-Akademie von einem Unternehmen betreut; die Biberacher SIA wird unterstützt durch Liebherr-Hausgeräte Ochsenhausen, Vollmer Werke Biberach und Diehl Aircabin Laupheim. Entsprechend führten die Überlegungen der Projektgruppen zu verschiedenen Umsetzungslösungen: Als Umgebung für die Anlagen wurden ein Kühlschrankgehäuse, ein Grundwasserrohr und eine Kunststofftonne verwendet. Für die Dämmung kam PU-Schaum zum Einsatz oder Kunstharz als Laminat; Boden- und Deckelplatte wurden selbst gedreht und an Stelle eines Rührwerkes versuchte eine Gruppe ihr Glück mit einem Kippmechanismus, der das Substrat vermengen soll. Nachdem die Durchmischung im Testlauf noch zu wünschen übrig ließ, schafften die Schüler mit Murmeln Abhilfe. Auch für die Gasspeicherung wurden findige und gleichermaßen pragmatische Ideen gefunden: ein Plastikbeutel, ein Luftballon und ein Rohrzylinder, der durch das ansteigende Gasvolumen verschoben wird.

Alle Varianten funktionierten und die jungen Biotechnologen beschrieben bei der Abschlussveranstaltung fachmännisch ihre Überlegungen im Vorfeld, die Erfahrungen im Prozess mit allen Niederlagen und Erfolgen. Am Ende ist es allen Teams gelungen, mit ihrer Mini-Anlage Biogas zu erzeugen – also aus einem Abfallstoff Methangas zu gewinnen.

„Damit habt ihr Ressourcen nachhaltig genutzt“, bescheinigt Professorin Heike Frühwirth, die an der Hochschule Biberach den Studiengang Industrielle Biotechnologie leitet und die SIA hochschulseitig betreut hat, den Schülerinnen und Schülern das Ziel einer biotechnologischen Entwicklung erreicht zu haben. Dass dieser Effekt in einer Umgebung klappt, die mit unkonventionellen Mitteln hergestellt wird, das hätten die SIA-Teilnehmer bewiesen, lobte Heike Frühwirth die Schülerinnen und Schüler, aber auch die betreuenden Unternehmen. Denn als die Professorin für Verfahrenstechnik den Firmenvertretern vor rund einem Jahr das Thema Biogasanlage vorgeschlagen hatte, blickte sie zunächst in völlig ratlose Gesichter, berichtet sie. Schließlich sind die beteiligten Unternehmen eigentlich auf ganz anderen Themenfeldern unterwegs. Doch scheint die Projektaufgabe auch den Erfindergeist der Betreuer in den Firmen geweckt zu haben: Die Biogasanlage habe sich als besonders geeignetes Projekt für die SIA entpuppt, so die Firmenvertreter. „Das Thema Biogasanlage ist ideal, um die Eigeninitiative der Schüler zu fördern“, so Elmar Walter, Ausbildungsleiter der Vollmer Werke.

Gern gearbeitet hat auch Philipp Brosig mit den elf Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Biberach, Laupheim und Ochsenhausen. Brosig hat selbst den Bachelor-Studiengang Industrielle Biotechnologie absolviert und studiert derzeit im Master-Studiengang Pharmazeutische Biotechnologie der Hochschule Biberach. Als Mitarbeiter von Heike Frühwirth hat er die Jugendlichen durch den Prozess begleitet. Anfangs seien sie noch etwas schüchtern gewesen, aber das habe sich bald gelegt, erzählt er. Und für die Schülerinnen und Schüler hat er zum Abschied ein ganz persönliches Angebot: „Wenn ihr Fragen rund um Abitur und Studienorientierung habt, meldet euch – ich gebe gerne meine Erfahrungen an euch weiter!“

Das erfolgreiche SIA-Jahr 2016-17 krönten die betreuenden Lehrer – Dr. Grischa Haag (Carl-Laemmle-Gymnasium Laupheim) Christian Neuburger (Gymnasium Ochsenhausen) und Brigitte Pröpper (Pestalozzi-Gymnasium Biberach) – mit der Vergabe der Zertifikate an alle Teilnehmer. In diesem Jahr erstmals in zweifacher Ausfertigung: eine SIA-Urkunde und eine Darstellung aller Leistungen, die die Schülerinnen und Schüler an jedem Freitagnachmittag des zurückliegenden Schuljahres in der Schule, in den Laboren der Hochschule sowie in den Werkstätten der Unternehmen erbracht haben.

Die Schüler-Ingenieur-Akademie ist eine Initiative der Südwestmetall. Ihr Ziel ist es, junge Menschen für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Die SIA bietet den Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe die Möglichkeit, die Vielseitigkeit des Ingenieurberufs kennenzulernen. Vorlesungen, Betriebsbesichtigungen und praktische Projektarbeit fördern technische Fähigkeiten. Unterstützt wird die SIA durch folgende Unternehmen: Liebherr-Hausgeräte Ochsenhausen, Vollmer Werke Biberach und Diehl Aircabin Laupheim, Uhlmann Pac-Systeme Laupheim (in diesem Jahr nicht beteiligt), Handtmann Gruppe Biberach (QM-Seminar).

(Text und Photos: HBC)