„Hoffentlich stolpern wortwörtlich noch viele über ihre Geschichte!“

Eröffnungsveranstaltung und Schülerführungen zur Ausstellung „Schloss Dellmensingen 1942“ mit Schülern des CLG

Schloss Dellmensingen 1942

Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus wurde im Laupheimer Museum zur Geschichte von Christen und Juden die Sonderausstallung „Schloss Dellmensingen 1942“ eröffnet. Was viele nicht wissen, hatte der pädagogische Leiter des Museums, Dr. Michael Koch, in über einjähriger Recherchearbeit historisch aufgearbeitet: Zwischen März und August 1942 befand sich im Dellmensinger Schloss ein jüdisches Zwangsaltenheim. Diese wurden von der Gestapo in vornehmlich ungenutzten und entlegenen Gegenden als Zwischenstation auf dem Weg zur sogenannten „Endlösung“ eingerichtet. Nach Dellmensingen wurden 130 ältere und teils pflegebedürftige Juden aus ganz Württemberg umgesiedelt. 17 Personen verstarben während dieses Aufenthaltes, alle anderen wurden nach Theresienstadt deportiert, wo nur vier die Befreiung 1945 erlebten. Die Gräber der im Dellmensinger Schloss zu Tode gekommenen Personen befinden sich auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim. Sie bildeten eine der Spuren, der Dr. Michael Koch nachging und die ihn schließlich zum Schloss Dellmensingen führte.

Vor dem Hintergrund der Bildungspartnerschaft mit dem Carl-Lämmle-Gymnasiums band der pädagogische Leiter des Laupheimer Museums Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 und der Kursstufe 2 in seine Vorbereitungen für die Ausstellung ein. Hierfür erforschten die Schüler die Einzelschicksale von ehemaligen Bewohnern des Zwangsaltenheimes. Unter Anleitung ihres Geschichtslehrers Michael Lohrer bereiteten sich Schülerinnen der Klasse 9a darauf vor, ihre Mitschüler durch die Ausstellung zu führen. Nina Ganzenmüller und Isabelle Rohrbach bereiteten das Thema „Deportation der Württemberger Juden“ auf und legten dabei einen besonderen Fokus auf die Rolle der Reichsbahn bei der Umsetzung der Vernichtung der württembergischen Juden. Emilia Wolter und Alina Fuge beschäftigten sich hierfür intensiv mit dem Schicksal der Laupheimer Krankenschwester Elsa Ruth Rieser, welche als eine von wenigen die Befreiung Theresienstadts am 9. Mai 1945 erlebte.

Schloss Dellmensingen 1942

Die Einzelschicksale der 130 Opfer, die 1942 im Dellmensinger Schloss zwangseinquartiert wurden, standen auch bei der Eröffnung der Ausstellung im Mittelpunkt des Gedenkens. Um dem Versuch der physischen Vernichtung etwas entgegenzusetzen und sie dem „Vergessen zu entreißen“ wurden exemplarisch die Biografien von Clarisse Steiner, Clara Hirsch, Abraham Kahn, Julie Gollowitsch, Thekla und Berthold Blum sowie von Frieda Dettelbacher vorgestellt. Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 2 gaben diesen Menschen ein Gesicht und zeigten Bilder und Dokumente, die Leben und Schicksal der Opfer eindrücklich darlegten. Für fast alle finden sich „Stolpersteine“ in deren ehemaligen Heimatgemeinden, die, so Liane Lucas, „hoffentlich noch viele wortwörtlich über deren Geschichte stolpern lassen“. Sie und ihre Mitschüler Seline Eckartsberg, Amelie Seidolt, Timo Rommel, Katharina Wörz und Constantin Pinkl haben mit ihren Präsentationen dazu beigetragen, dass diese Namen auch in Dellmensingen und Laupheim in Erinnerung bleiben.