Drei sehr gelungene Aufführungen der Theater-AG
Zu drei sehr gelungenen Aufführungen der Molière’schen Komödie „Tartuffe“ lud vor kurzem die Theater-AG des Carl-Laemmle-Gymnasiums, die wieder statt in der Aula zu spielen mit dem Atrium als Ausweichprovisorium vorliebnehmen musste. Was aber der Qualität der Inszenierung, dem schauspielerischen Können und der Spielfreude des 32-köpfigen Ensembles unter Leitung von Angelika Geiger und David Oesch keinen Abbruch tat. In der Gestalt des heuchlerischen Tartuffe hatte der französische Theater-Klassiker am Hof des Sonnenkönigs in Versailles die Klerikalen seiner damaligen Zeit ins Visier genommen und lächerlich macht, was verständlicherweise damals nicht gut ankam. In der hier präsentierten zeitgenössischen Bearbeitung von Selma Mahlknecht wurde die Handlung durch Zwischenszenen unterbrochen, die die heutigen Bezüge brandaktuell erscheinen ließen: die Gier nach Macht eines egomanen Heuchlers und Schwindlers, die Naivität eines Familienvaters, der diesem Typ Mensch blind verfällt und so das Glück seiner eigenen Familie aufs Spiel setzt. Eine zum Glück noch funktionierende Justiz bringt schließlich den Heuchler zu Fall. Bei der Einstudierung dieses Stückes in der Bearbeitung von Selma Mahlknecht konnte allerdings noch niemand ahnen, wie nahe dieses Stück an der derzeitigen machtpolitischen Wirklichkeit ist und wie sehr man unweigerlich an herrschsüchtige und skrupellose Egomanen in den USA und in Russland erinnert wird. Den Zuschauenden ging diese bittere Erkenntnis spürbar unter die Haut. Überzeugend spielten Matthias Warken als Orgon und Philipp Häußler als Tartuffe das Duett von Opfer und Täter, wobei Letzterer als geschmeidig agierendes Wesen gut seine moralisch dürftige Geisteshaltung unterstrich. Mutigen Widerstand und gesunden Menschenverstand konnten die Dienerin Dorine (Ella Kötter), die ältere Tochter Damis (Carolin Detloff) und zahlreiche Nebendarsteller/innen überzeugend rüberbringen. Von den modernen Zwischenspielszenen konnte die „Hobbyastrologin“ Leni (Carolin Schöttler) das Publikum besonders zum Lachen bringen. Zwar gipfelte die „Moral von der Geschichte“ im bitteren Résumé von Sebastian Brant „Die Welt will betrogen sein“, aber dank der großartigen Schülerleistung in der tollen Inszenierung konnte das begeisterte Publikum für immerhin eineinhalb Stunden auch herzhaft lachen und die Theateratmosphäre genießen.