Im Oktober 2024 durfte ich bei dem Planspiel „Jugend und Parlament“ im Deutschen Bundestag dabei sein. In der Simulation, bei der ich auf Einladung der Laupheimer Bundestagsabgeordneten Anja Reinalter teilnehmen konnte, schlüpften die Teilnehmer in die Rolle von Bundestagabgeordneten. Mit über 33 weiteren Jugendlichen erlebte ich den Gesetzgebungsprozess hautnah mit und debattierte über vier Tage mehrere Gesetzesentwürfe.
Das Planspiel JuP – Rollen, Fraktionen und Ausschüsse
Jeder Teilnehmer wurde im Planspiel einer fiktiven Partei und Fraktion zugeteilt. Ich war Mitglied der „Bewahrungspartei“, die in dieser Simulation die Oppositionsrolle einnahm. Als Abgeordneter einer solchen Partei war es meine Aufgabe, unsere konservativen Werte der Partei zu vertreten und gegen die Regierung anzutreten. Die Regierungskoalition bildeten die „Gerechtigkeitspartei“ und die „Liberale Partei“. Im Mittelpunkt des Planspiels standen vier fiktive, aber dennoch aktuelle Gesetzesentwürfe, darunter beispielsweise die bundesweite Einführung einer Pflicht zur Installation von Solarzellen auf Neubauten und das Wahlrecht für Unionsbürger bei Bundestagswahlen. Letzteres war auch das Thema in unserem Ausschuss.
Die verschiedenen politischen Gruppierungen
Die Arbeit an den Gesetzen fand in unterschiedlichen Formaten statt, die die verschiedenen politischen Gruppierungen im Bundestag nachbilden: in Landesgruppen, Fraktionen, Arbeitsgruppen und Ausschüsse. Jede Gruppe hatte spezielle Aufgaben, und es galt, in engem Austausch mit anderen zu stehen. Wir mussten nicht nur in unserer Partei eine gemeinsame Position finden, sondern auch mit den anderen Fraktionen in Ausschüssen verhandeln. Besonders spannend war daher die Arbeit, die in den Ausschusssälen des Paul-Löbe-Hauses stattfand. Oftmals war es sehr schwierig, gegen Teilnehmer anzukommen, die bereits ein Jurastudium angefangen hatten und deshalb mit Gesetzestexten nur so um sich warfen.
Ein unvergesslicher Moment im Plenarsaal
Ein besonderer Höhepunkt war die finale Debatte im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, die den Höhepunkt unseres Planspiels bildete. Die zweite und dritte Lesung der Gesetzentwürfe wurde von Mitgliedern des realen Bundestagspräsidiums geleitet (u.a. Bärbel Bas und Wolfgang Kubicki). Innerhalb unserer Partei haben wir uns überzeugende Argumente überlegt und Reden verfasst, um andere Abgeordnete von unseren Positionen zu überzeugen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, bei den hitzigen Diskussionen beteiligt zu sein und die anderen Parteien mit starken Reden zu überzeugen. Hier bekamen einige von uns die Möglichkeit, ans Rednerpult zu treten und vor dem gesamten Plenum zu sprechen.
Persönliche Begegnungen mit Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitikern
Ein weiteres Highlight war die Podiumsdiskussion unter Moderation von Markus Preiß (Leiter des ARD Hauptstadtstudios) mit hochrangigen Vertretern der realen Bundestagsfraktionen. Auf dem Podium waren unter anderem Dr. Rolf Mützenich, der Fraktionsvorsitzende der SPD, Dr. Alice Weidel, die Vorsitzende der AfD, und Dr. Hendrik Hoppenstedt, der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion. Diese Diskussionsrunde gab uns die Möglichkeit, die Politiker hautnah zu erleben und Ihnen Fragen zu stellen. Doch die Fragen wurden schließlich sehr persönlich und als Alice Weidel nach Ihrer Sexualität befragt wurde, war die Stimmung sehr angespannt.
Darüber hinaus durfte ich die parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Anja Reinalter, näher kennenlernen. Als parlamentarische Geschäftsführerin hat sie die Aufgabe, Plenarsitzungen vorzubereiten und die Fraktion geschlossen zu halten. Ich hatte das Glück, sogar bei einer echten Fraktionssitzung dabei zu sein. Zufälligerweise begegneten wir auch Armin Laschet von der CDU und sind unserer ehemaligen Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger über den Weg gelaufen.
Fazit
In die Rolle eines Abgeordneten zu schlüpfen hat mich inspiriert. Mir ist nicht nur klar geworden, dass der Job sehr anstrengend ist, weil man oft Kompromisse mit anderen Parteien in langwierigen Prozessen finden muss, sondern auch dass es toll ist, etwas für unser Land zu leisten. Das Planspiel war eine sehr besondere Erfahrung für mich und bin sehr dankbar, dass ich daran teilnehmen durfte.
Ein Bericht von Benedikt Schmid