Am Abend des 2. Oktobers besuchte die Nachhaltigkeits-AG einen Vortrag der Volkshochschule Laupheim, der im Zuge der Initiative „Lange Nacht der Demokratie“ stattfand. Dr. Hans-Klaus Keul erzählte über Vernunft, Freiheit und Demokratie nach dem deutschen Philosophen Jürgen Habermas.

Ein zentrales Thema des Vortrags war Habermas Buch „Strukturwandel der Öffentlichkeit“, welches von Herr Dr. Keul kritisch beleuchtet wurde. Darin geht es um das Modell der bürgerlichen Welt, in der es eine Unterscheidung der politischen Sphäre und der Privatsphäre gab. Allerdings entstanden irgendwann Mammutunternehmen, und der Grundriss der bürgerlichen Welt zerbrach. Nun herrschte das Modell der politischen Gesellschaft, welches alle gesellschaftlichen Bereiche demokratisierte.
Danach ging es um die Dialektik von Freiheit und Gleichheit: sehr interessant war die Tatsache, dass reale Freiheit soziale Ungleichheit, und die wiederrum Unfreiheit zur Folge hat. Diese muss der Staat ausgleichen, weswegen eine freiheitliche Demokratie wichtig ist.
Anschließend befasste sich Herr Dr. Keul mit kommunikativer Vernunft und kommunikativer Freiheit. Die kommunikative Vernunft „hockt in der Sprache“, wie er es so schön beschrieb. Sie ist das rationale Denken und die Fähigkeit, im Diskutieren zu logischen, der Wahrheit entsprechenden Folgerungen bzw. Ergebnissen zu kommen. Bei Habermas bedeutet kommunikative Vernunft auch Unparteilichkeit. Kommunikative Freiheit heißt für Habermas, Nein sagen zu können. Sie besteht aus autonomen Ja/Nein-Stellungnahmen. Das ist die Ursache, warum wir für unsere Behauptungen Gründe bzw. Begründungen suchen: weil unser Gegenüber unsere Thesen ja verneinen könnte.
Wichtige Begriffe stellten auch Ethik, Recht und Moral dar. Für Jürgen Habermas sowie auch für den deutschen Philosophen Immanuel Kant, auf den Herr Dr. Keul öfters zurückgriff, bedeutet Ethik auch Unparteilichkeit. Während des Vortrags wurden dem Publikum immer wieder Fragen gestellt, wie beispielsweise, was wir denn unter Recht und Moral verstünden. „Recht ist die äußere Freiheit und Moral die innere Freiheit“ , antwortete Sabine Zolper, die Leiterin der VHS. Das System der Rechte funktioniert nur, wenn sich alle Individuen untereinander als frei und gleich anerkennen. Diese gegenseitige Anerkennung ist die Voraussetzung für den Erfolg von z. B. Menschen- und Bürgerrechten.
Außerdem wurden die Prinzipien des demokratischen Rechtsstaats vorgestellt. Das wichtigste ist die Volkssouveränität. Keul beschrieb sie so: „Die ganze politische Macht entspringt der kommunikativen Macht der Staatsbürger“. Das aus Jürgen Habermas Sicht beste Gesellschaftsmodell ist die deliberative Demokratie. Diese Form der Demokratie stellt eine unbegrenzte Kommunikationsgemeinschaft dar. Es soll eine Trennung von Markt und Staat erfolgen, die Organisationsformen sind autonom. Die Volkssouveränität als Verfahren spielt hierbei eine wichtige Rolle. Jedoch ist die Gefahr dabei die „Vermachtung und Instrumentalisierung durch das politische System“.
Seinen Vortrag beendete Hans-Klaus Keul mit den Worten, dass die Souveränität des Volkes durch geheime Wahlen der Schlüssel zur Demokratie sei.
Anschließend gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Es entwickelte sich eine ca. 20-minütige Diskussionsrunde, die nochmals auf spannende Themen einging. Der Vortrag war für mich zunächst etwas schwierig zu verstehen, was sich aber im Verlauf besserte.
Insgesamt war es jedoch ein interessanter und lehrreicher Abend.