Zu einer sommerlichen Entführung ins Land der Fantasie hatte am Mittwochabend die Fachschaft Musik des Carl-Laemmle-Gymnasiums eingeladen und dabei nicht zu viel versprochen: der Unterstufenchor (Ltg: Martina Gruber-Pfohl) und der Mittel-und Oberstufenchor (Ltg: Andrea Schöttler) boten, unterstützt von ihren Fachschaftskollegen und zahlreichen Instrumentalisten aus Klasse 7-11, einen abwechslungsreichen Mix aus zwei Musicals und einem vertonten Zeichentrickfilm und holten bravourös aus dem provisorisch zur Bühne umgestalteten Atrium heraus, was die dort vorhandenen Licht- und Tonverhältnisse hergaben.
Ein besonderes Highlight war die Einbindung eines Percussionsensembles der Musikschule Gregorianum und der Schlagzeugschule Rhythmpoint. Dieses war von Vanessa Porter einstudiert worden und untermalte ausdrucksstark unter anderem auf dem Marimbaphon die Reisen der Bühnendarsteller durch die afrikanische Steppe und deren nächtlichen Träume.
Südseeatmosphäre, ein in die Ferne blickender Löwe und ein nostalgisches Zirkuszelt im Programmbeiblatt hatte es angekündigt: es ging zwei Stunden lang um mutige Träumer und Träumerinnen, die es gewagt haben, über den Tellerrand ihrer Insel, Familientraditionen und gesellschaftlichen Konventionen zu blicken und ihr Leben mutig in die Hand zu nehmen.
Die erste Hälfte des Abends bestritt der Unterstufenchor. Zunächst sollte in einem Filmcasting einer Klasse entschieden werden, welche Filme am Abend gesehen werden sollten… doch der Plan verläuft anders als gedacht, als die Figuren der Filme lebendig werden und untereinander interagieren – so entspinnt sich eine unterhaltsame Geschichte aus „König der Löwen“ und „Vaiana“, in der die Originalgeschichten anklingen und doch neu verwoben und interpretiert werden.
Im „König der Löwen“ ist es Simba (Jasmin Gretzinger), der Sohn von Löwenkönig Mufasa (Lukas Osigus), der sich gegen Intrigen seines Kontrahenten Scar (Anna Rother) stemmt und schließlich als rechtmäßiger Nachfolger seines Vaters anerkannt wird.
Im Musical „Vaiana “ verlässt die gleichnamige Häuptlingstochter (Lea Speidel) die polynesische Inselwelt und bringt mutig und emanzipiert dem Halbgott Maoi (Johanna Müller) und den in Traditionen verhafteten Dorfbewohnern bei, worauf es im Leben ankommt: auf Freundschaft, Mut und Durchhaltekraft.
Schwungvoll und mit sichtlicher Freude an der Musik und ihrer eigenen Interpretation der Geschichten präsentierten die 45 Mitglieder des Unterstufenchores (Kl. 5-7) diese ungewöhnliche Verknüpfung beider beliebten Filmvorlagen und wurden dabei von der Rhythmusgruppe (Tim Schwenk, Julian Striebel, Lennart Balko), den Pianistinnen (Sonja Locherer, Sophia Pfohl, Anne Weissert), E-Bass (Carolin Detloff) und Querflöte (Lena Heidelbeer) begleitet.
Nach der Pause brillierten die Musiker und Musikerinnen des Mittel- und Oberstufenchors (Kl. 8-11) mit dem facettenreich gestalteten Stück „The Greatest Showman“, einer Filmvertonung von 2018. Neben ausdrucksstarkem Spiel bezauberten die Sängerinnen und Sänger durch ihre klaren und schon erstaunlich reifen Solostimmen sowie durch saubere Intonation im Chorgefüge. Unterstützt wurden die Mitglieder des Chores durch Projektsänger aus Kl. 7 und den Grundkurs Musik der Klasse 11 (Ltg Georg Schmälzle).
Auch in diesem Stück geht es um Wunder, Träume und die Kraft der Phantasie: Zirkuspionier Phineous Barnum (Ann-Katrin Gerner und Hanna Neidlinger), in Armut aufgewachsen, gründet an der Seite seiner Freundin Charity (Marieke Gihr), die aus angesehenen Verhältnissen stammt, einen Zirkus, in dem sich gesellschaftlich ausgegrenzte Individuen wie der kleinwüchsige Charles (Maia Pancu), Trapezkünstlerin Anne (Katharina Magg im Duett-Solo mit Carolin Schöttler als Geschäftspartner Philipp) und anderen als Künstler verwirklichen können. Er hat dabei mit der Herzlosigkeit einer englischen Zweiklassengesellschaft zu kämpfen, mit Geldnot und Selbstzweifeln, ob er jemals Anerkennung „auf Augenhöhe“ zur Familie von Charity finden wird. Mit schönen Kostümen, schwungvollen Songs, angereichert durch Soli und Duette, und einer einfühlsamen Instrumentalbegleitung aus Klavier (Marius Schöttler), Geige (Anne Weißert), E-Gitarre (Mira Lürken) und Schlagzeug (Benjamin Kaiser) verstand es das Ensemble, die Botschaft einer Traumwelt zu vermitteln, in der Menschen aller Schattierungen einen Platz in der Gesellschaft finden sollen.
Mit dieser „Message“ wurde indirekt der Traumfabrikant Carl Laemmle gewürdigt, der, ebenso wie die Besucher dieser nach ihm benannten Schule, seine Freude an diesem Abend gehabt hätte.
(Text: Elisabeth Lincke, Martina Gruber-Pfohl)